Über die Art und Weise, wie unser Gehirn Informationen verarbeitet und welche Faktoren diesen Prozess sowohl im positiven als auch im negativen Sinne beeinflussen können, machen sich wohl nur die wenigsten von uns im Vorfeld Gedanken. Dabei zeigt die Wissenschaft, dass es sich durchaus lohnt einen genaueren Blick in die Lernprozesse unseres Gehirns zu werfen.
Der Filter für den Informationsüberfluss
Unser Gehirn leistet jeden Tag unfassbare Arbeit. Es wird mit einer Vielzahl von Informationen konfrontiert, die es unmöglich alle aufnehmen und verarbeiten kann. Daher gibt es in unserem Gehirn Filter, die uns helfen die Informationen vorzuselektieren.
Einer dieser Filter ist das retikuläre Aktivierungssystem – kurz RAS. Mithilfe des RAS nehmen wir alle sensorische Informationen auf, z.B. durch unseren Augen, Ohren, dem Mund, unserer Haut usw. Hier wird auch entschieden, ob wir diese Informationen mit unserem präfontalen Cortex – dem Teil des Gehirns, welches Informationen aktiv verarbeitet und reflektiert – oder dem reaktiven Teil des Gehirns aufnehmen. Im reaktiven Teil reagieren wir instinktiv und unbewusst auf die Informationen.¹
Aktives Denken und Lernen
Um neue Informationen möglichst nachhaltig aufzunehmen, ist es wichtig, dass diese aktiv verarbeitet werden und nicht im unbewussten Teil unseres Gehirns verschwinden. Ein großer Faktor der darüber entscheidet, wie wir neue Informationen aufnehmen sind Emotionen. Diese können den Aufnahmeprozess sowohl positiv als auch negativ beeinflussen.
Wenn wir gestresst sind, wird die Amygdala, ein Teil unseres limbischen Systems, aktiviert. Diese sorgt dafür, dass in unserem Körper die Reaktion „Fight or Flight“ ausgelöst wird. Anhand von Darstellungen des Nervensystems, lässt sich erkennen, dass dies dazu führt, dass die Informationen nicht aktiv verarbeitet und abspeichert werden. Sprich wir können in der Zukunft nicht mehr hierauf zugreifen.
Auf der anderen Seite sorgen positive Emotionen und die damit verbundene Ausschüttung des Hormons und Neurotransmitters Dopamin dafür, dass das RAS effizienter arbeiten kann und Informationen bewusster aufgenommen und weiterverarbeitet werden.²
Was bedeutet dies konkret für unser Lernverhalten?
Stress ist ein unvermeidbarer Begleiter, vor allen Dingen in Prüfungssituationen. Sollte der Stress jedoch beim Lernen überhandnehmen, ist es wichtig, auf die Signale deines Körpers zu hören.
Wie oben beschrieben, ist es für den langfristigen Lernerfolg nicht sehr effektiv, in einem gestressten Zustand einfach weiter zu machen. Lege also immer wieder Pausen ein, wenn du merkst, dass du müde wirst, deine Konzentration nachlässt bzw. du anfängst, dich in negativen Gedanken zu verlieren.
Belohne dich stattdessen zwischendrin mit deinem Lieblingsgetränk oder -snack. Gehe an die frische Luft, mache Sport, meditiere oder schaue deine Lieblingssendung an – kurz gesagt, mache etwas was dich glücklich macht und deine Stimmung hebt.
Ein weiterer Punkt, der hilft die Dopaminproduktion anzukurbeln, ist das Setzen von kurzfristigen und erreichbaren Zielen. Überlege dir im Vorfeld, wie du dich für das Erreichen des Zieles belohnen möchtest, denn Dopamin wird bereits bei der Erwartung (!) von Positivem ausgeschüttet.³
Autorin: Rebekka Weyand
¹ Willis, Judy: What You Should Know About Your Brain.Educational Leadership. Ascd. 2009 https://files.ascd.org/staticfiles/ascd/pdf/journals/ed_lead/el200912_willis.pdf
² https://readinghorizons.website/blog/post/2012/06/07/increase-student-attention-anticipation-interest-during-a-lesson
³ Rock, David; Siegel, Daniel J.; Hölsken, Nicole: Brain at Work : Intelligenter arbeiten, mehr erreichen. 1. Aufl.. Frankfurt/Main, Campus Verlag GmbH, 2011.